Die Arbeit mit anderen Künstlern ist für mich immer wieder wichtig. Der Austausch mit Kollegen ist eine Quelle der Inspiration und der gegenseitigen Befruchtung. Das Projekt ist gemeinsam mit dem italienischen Kalligrafiekünstler Massimo Polello entstanden. Die Idee dazu wurde auf einer Handschriftenausstellung in Turin geboren, als plötzlich dieses Wort da war, das uns nicht mehr losließ: Wunderkammer. Es war fast magisch, was sich an Gedanken und Ideen entspann.
Historisch gesehen ist die Wunderkammer ein Kabinett wertvoller Schätze, Entdeckungen, Erfindungen und Kuriositäten, meist ein „Showroom“ begüterter Adliger in ihren repräsentativen Häusern.
Voller Schätze steckte für uns auch dieses Wort, das quasi nach einer Auseinandersetzung verlangte: Was bedeutete es für uns?
Schnell war uns klar, dass es dabei um sehr persönliche Dinge gehen würde, die Wunderkammer ist sozusagen die Innenwelt, aus der wir Künstler schöpfen. Sie ist ein imaginärer Raum voller Inspirationen, Erinnerungen, Wissen, fast Vergessenem und vor allem voller Emotionen. Die Wunderkammer ist also eine Art Selbstportrait in Schrift mit Worten.
Für das Projekt haben wir den formalen Rahmen festgelegt: kleine Keilrahmen, 15 x 15 cm, die insgesamt 100 Werke ergeben sollten. Am Anfang des Projekts stand eine gemeinsame Arbeitswoche, in der Massimo Polello und ich uns mit dem Thema beschäftigt haben. Daraus entstand ein wunderbarer Dialog, der sich künstlerisch niederschlägt. Die Werke ergänzen sich, kontrapunktieren oder treten ihrerseits in einen Dialog miteinander. Neben den klaren Formatvorgaben ist auch die Farbigkeit eher eingeschränkt: Schwarz, Weiß, Blau und Beigetöne, pointiert mit Akzenten aus Blattgold oder Rot. So spannt sich ein verbindender Bogen aus Form und Farbe über alle Bilder, von denen jedes einzelne trotzdem eine ganz eigene Dramatik und Ausdruckskraft hat. Es liegen darin ganze Welten, meine und die von Massimo Polello und die, die sich aus den Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten zu einem ganz neuen Universum an künstlerischem Ausdruck entwickelt haben. Eben eine Wunderkammer!
Kalligrafie und Poesie, sehen Sie zu diesem Projekt unseren Film WUNDERKAMMER auf Vimeo.