Die Auseinandersetzung mit Wasser ist schon seit langem elementar für meine künstlerische Arbeit. Zum einen ist Wasser neben Farben, Tuschen, Leinwand oder Papier ein Bestandteil des Gestaltungsprozesses, indem ich damit Materialien verändere und Strukturen setze. Zum anderen hat Wasser eine hohe Symbolkraft. Seit Jahrtausenden zieht sich das Element Wasser durch Literatur, Kunst und Geistesgeschichte als allgegenwärtiges Sinnbild für das Leben und das Sein. Wasser steht für die philosophische Erkenntnis, dass alles Lebendige sich ständig verändert. So ist es gleichermaßen Symbol der Vernichtung und des Untergangs als auch der Fruchtbarkeit und der Erneuerung und somit Zeichen des ewigen Kreislaufs des Lebens. 

All dies beschäftig mich schon lange und hat seinen Niederschlag in meinen kalligrafischen Werken gefunden. Meine Textgrundlagen reichen von antiken Denkern bis zu moderner Lyrik und eigenen Texten. In der Ausstellung des Lüneburger Wasserturms 2015 verbinden sich all diese Werke in einer Zusammenschau mit dem symbolträchtigen Ausstellungsort. Einige der Werke sind speziell auf die besonderen räumlichen Gegebenheiten das Wasserturms hin konzipiert. 

Die Auseinandersetzung mit Wasser hat nicht nur die Textauswahl, sondern auch meine künstlerische Arbeit maßgeblich beeinflusst. Das gilt insbesondere für die Farbwahl, die sich am Farbspiel des Wassers orientiert und in dieser Werkgruppe eine ganz neue Qualität erhält. Die Symbolkraft des Wasser findet ihren Ausdruck aber auch, wenn sich die Worte zu einer dichten Textur von Schrift und Bild verbinden und Formen annehmen, die dem Wasser entwachsen zu sein scheinen. Sie sind auf eine ganz eigene Art tiefgründig, weit und geheimnisvoll und manch ein Bild lädt zum Nachsinnen ein, gerade so als säße man am Strand und schaute aufs Meer und ließe die Gedanken treiben.